Wochenbericht 29. März bis 04. April 2021
Wann beginnt wohl die Regenzeit? Schwer zu sagen… Der Klimawandel macht die Prognose nicht einfacher… Nach einigen Regenfällen in der ersten Woche hier im Ghana Permaculture Institut bleibt es in der zweiten und auch in der dritten Woche trocken. Der regelmäßig auffrischende Wind sorgt zwar für etwas Abkühlung, lässt aber auch alle Feuchtigkeit schnell verdunsten. Feine Staubpartikel in der Luft machten an einigen Tagen die Sicht diesig und ließen im Ansatz vermuten, wie es aussieht, wenn der Harmattan den Saharasand in den Wintermonaten über Westafrika in Richtung Atlantik weht.
Da es auf Grund der Trockenheit nicht möglich ist, im großen Stile mit Pflanzen zu arbeiten, beschränkte sich dieser Teil des Seminars diese Woche lediglich auf einen Workshop im Freien, um einige Moringasetzlinge zu pflanzen. Mit einer Machete grub jeder von uns ein kleines Loch und trennte den Ober- vom Unterboden. Die im Vorhinein gewässerten Pflanzen setzten wir daraufhin in das Loch und bedeckten den Wurzelbereich zuerst mit dem nährstoffreicheren Oberboden, bevor mit dem Unterboden das Loch ganz verfüllt wurde. Vom Feld ging es dann nach drinnen, wo wir aus frischen Moringablättern und weiteren Zutaten Seife herstellten und den Prozess der Pilzproduktion erlernten. Dieser ist in sechs Schritte aufgeteilt, der im folgenden Beitrag dieses Wochenberichtes erklärt wird. Neben der Seifenprouktion mit Moringa stellt das GPI auch Pulver aus getrockneten Moringablättern her, das vor allem als Nahrungsergänzungsmittel verwendet wird. Da die Stärke des Solarstroms hier im Institut nicht ausreicht, um die notwenigen Maschinen zum Zerkleinern der Blätter zu betreiben, ist dieser Teil der Produktion auf einen anderen Standort ausgelagert, den wir am Freitag besuchten. Nach einer knappen halben Stunde Autofahrt waren wir vor Ort und konnten zusehen, wie die Moringablätter mit Hilfe von zwei bzw. drei Maschinen in mehreren Durchgängen fein gemahlen wurden. Neben der Arbeit auf dem Feld und der Produktion konnten wir diese Woche in zwei Lerneinheiten zudem einen Blick hinter die Kulissen eines landwirtschaftlichen Betriebs werfen und beschäftigten uns mit nachhaltiger Gemeindeentwicklung und dem eigens für die Mitarbeiter entwickelten Darlehens- und Sparplan (Ghana Permaculture Lohns and Saving Scheme – GPLASS). Mit diesem Plan wird die hürdenreiche und langwierige staatliche Bürokratie umgangen und den Mitarbeitern ermöglicht, in ein eigenes Finanzsystem Ersparnisse einzuzahlen, abzuheben und Kredite aufzunehmen.
Am Donnerstag kam zudem Issaka Fuseini zu Besuch, ein Fachmann für Bewässerung in der Landwirtschaft, der am Kwadaso Agricultural College in Ghana lehrt und mit dem wir Ideen für das Bewässerungssystem in Larabanga diskutierten. Er sicherte dem Projekt erfreulicher Weise seine Unterstützung zu und konnte uns schon mit einige Informationen im Gespräch weiterhelfen.
Wochenprogramm: Sustainable community development // Mushroom production // GPI Loans and Savings Scheme (GPLASS) // Renewable energy // Irrigation system // Planting // Site visit moringa powder prod.
Pflanzen von Moringasetzlingen
Herstellung von Moringaseife
Produktion von Moringapulver
Pilzproduktion
Eines der vielen Standbeine des Ghana Permaculture Instituts ist die Produktion von Austern-Pilzen, die auf beiden GPI-Standorten stattfindet. Die Pilze werden entweder frisch verkauft, in der eigenen Küche verwendet oder in einer Trockenkammer getrocknet und auf diese Weise haltbar gemacht. Zudem werden Materialien für die Pilzproduktion an lokale Bauern verkauft, die auf diese Weise selber Pilze anziehen können. Der Anbau von Pilzen im Permaculture Institut gliedert sich in der Regel in sechs Schritte, die im Folgenden beschrieben werden:
1. Composting
Die Pilzproduktion beginnt mit der Verwertung von bestimmten Abfällen, die als Kompost den Nährboden für die Pilze darstellen und so einer neuen Wertschöpfungskette zugeführt werden. Hauptbestandteil des Kompostes sind Sägespäne, die das GPI kostenlos von Sägewerken aus der Umgebung erhält und lediglich für die Transportkosten zahlt. Die Sägespäne werden mit aussortierten Moringa-Blättern aus der eigenen Moringapulver-Produktion gemischt, zudem werden zugekaufte Reishülsen, Hühnermist und Muschelkalkpulver zur Verbesserung des PH-Wertes hinzugefügt. Alle „Zutaten“ werden umgegraben und gut vermischt und mit Wasser befeuchtet. Der Kompost lagert im Anschluss für etwa zwei Wochen unter einer Plastikplane zur Fermentation und wird regelmäßig gewendet.
2. Bagging
Nach zwei Wochen wird der Kompost weiterverarbeitet und in Plastikbeutel abgefüllt, aus denen später die Pilze herauswachsen. Die Hilfsmittel für das „Bagging“ sind Schäufelchen, mit denen der Kompost in die Plastikbeutel gefüllt wird sowie kleine Knüppel, um den Kompost im Beutel möglichst stark zu komprimieren. Jeder befüllte Beutel wird sodann mit einem Ring (in Scheiben geschnittenes Kunststoffrohr) verschlossen.
3. Sterilisation
Alle Beutel werden nach dem Befüllen erhitzt, um die Bakterien im Kompost abzutöten. Ein möglichst sterile Nährboden ist für das erfolgreiche Wachstum der Pilze Voraussetzung. Für die Sterilisation werden die „Bags“ in Metallfässern gestapelt, welche im unteren Teil mit Wasser gefüllt sind. Damit die Kompostbeutel nicht im Wasser stehen, befindet sich ein Rost knapp über dem Wasserspiegel. Die Tonnen werden sodann mit einem in der Mitte perforiertem Deckel verschlossen und ein Holzfeuer unter den Tonnen bringt das Wasser über einen Zeitraum von etwa drei Stunden zum kochen. Der entstehende Wasserdampf steigt auf und erhitzt alle Beutel. Durch die Löcher im Deckel entweicht der Wasserdampf und auf diese Weise wird sichtbar, sobald alles Wasser verbraucht ist und die Sterilisation beendet ist.
Umgraben der Sägespäne
Mit Kompost gefüllte Beutel
Tonnen für die Sterilisation
4. Sporning
In die sterilisierten Kompostbeuteln werden beim Sporting die Pilzsporen eingebracht, indem diese durch den Ring auf der Oberseite des Beutels eingeführ werden.
5. Incubation
Die mit Kompost und Pilzsporen gefüllten Beutel werden nun für die Inkubation in einem möglichst dunklen und kühlen Raum in Regalen gelagert. Dafür wurde eine Holzhütte errichtet, die mit Palmblättern gedeckt ist und auf diese Weise besonders gegen die Sonnenstrahlung isoliert ist. Ein erfolgreich inkubierter Beutel zeichnet sich darin aus, dass er vollständig mit weißen Pilzsporen durchzogen ist. Bei einem kontaminierten Beutel färben sich die betroffenen Stellen hingegen schwarz.
6. Cropping
Nach der erfolgreichen Inkubation werden die Beutel auf der Vorderseite aufgeschnitten und in einer zweiten dunklen und kühlen Hütte entweder mit der Öffnung nach vorne gestapelt oder an Seilen aufgehängt. Der exponierte Kompost muss nun regelmäßig gewässert werden, sodass die Pilze optimal wachsen können. Im ersten Monat wachsen die Pilze besonders schnell; dabei braucht ein Pilz etwa 5 Tage bis er geerntet werden kann. Im zweiten Monat können die Bags weiterhin genutzt werden, das Pilzwachstum ist aber schon deutlich reduziert. Nach zwei Monaten werden die Beutel entleert und der Kompost kann als Pflanzendünger genutzt werden.
Kompostbeutel mit Pilzsporen
Bewässern der gestapelten Beutel
Hängender Beutel mit Austernpilzen
Benediktiner-Kloster "Kristo Buase Monastery"
Etwa 5 Kilometer südwestlich des Ghana Permaculture Instituts, nur wenige hundert Meter abseits der Hauptstraße nach Techiman, liegt das Kloster Kristo Buase der Benediktinermönche. Das Kloster befindet sich am Rande eines Gebietes mit großen Felsformationen, die sich unvermittelt aus den Äckern, Cashew- und Mangoplantagen der Gegend erheben. Das Kloster wurde 1989 auf Wunsch des katholischen Bischoffs von Sunyani gegründet und wird zur Zeit von 11 Mönchen bewohnt. Aus den Erträgen der dem Kloster zugehörigen Farmen werden unterschiedliche Produkte hergestellt, die im Klosterladen verkauft werden. Dazu gehören eine Vielzahl an Moringa-Produkten, Marmeladen und Chutneys sowie „Swedish Bitters“ („Schwedenbitter“), ein sehr vielseitig einsetzbares Naturheilmittel, das aus unterschiedlichen Kräutern und hier im Kloster auf Basis von Cashew-„Schnapps“ hergestellt wird. Reisende können in Gästezimmern übernachten und werden verpflegt; in klösterlicher Tradition werden Gäste umsonst aufgenommen, um eine Spende von etwa 50 Cedi (ca. 7,5 Euro) pro Tag wird gebeten. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Klosters: www.kristobuasemonastery.org.
Auf dem Weg zum Kloster
Ausblick aus der Felsengrotte
Zentraler Raum für Gottesdienste
Mango (Mangifera indica) - Pflanze der Woche
Mangobaum
Lanzettliches, ledriges Blatt
Mangofrucht