Master's Thesis

Invisible Spheres of Urban Nature - The Role of Microbial Ecology for Landscape Architecture

Warum sollten Landschaftsarchitekten Erkenntnisse aus der mikrobiellen Ökologie in ihrer Planung berücksichtigen? Mikroorganismen sind die Grundlage allen Lebens auf der Erde und von zentraler Bedeutung für die Gesundheit des menschlichen Immunsystems. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts schränkt die voranschreitende Urbanisierung den Kontakt des Menschen mit den Mikroorganismen seiner Umwelt ein. Dies ist ein wesentlicher Faktor für die deutliche Zunahme von nicht übertragbaren, chronischen Krankheiten in den westlichen Industrieländern. Aus der Sicht der mikrobiellen Ökologie ist die Förderung einer zugänglichen, biodiversen Stadtnatur mit vielfältigen Mikroorganismen daher von zentraler Bedeutung für die menschliche Gesundheit. Die Wechselbeziehung zwischen städtischer Natur und Mikroorganismen wurden jedoch bisher kaum aus Sicht der Landschaftsarchitektur erforscht. Deshalb untersuche ich in meiner Arbeit, ob urbane Spontanvegetation, im Folgenden als „fourth nature“ bezeichnet, die mikrobielle Aktivität im Boden fördert. Zur Analyse des Bodens setze ich „Soil Chromatography“ ein, eine sehr visuelle und experimentelle Methode, die mit relativ einfachen Mitteln Hinweise auf mikrobielle Aktivität im Boden gibt.

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass die Böden von Standorten mit „fourth nature“ die mikrobielle Aktivität fördern. Dies ist bereits ein erster Schritt zum Verständnis der Rolle von „fourth nature“ für die Wiederbelebung des Mikrobioms in der Stadt. Dies eröffnet eine ganz neue Argumentations-ebene, um „fourth nature“ als spontane, standortangepasste Vegetation mit vielfältigen Mikroorganismen wertzuschätzen, die sich positiv auf die Ökosystemfunktionen und die menschliche Gesundheit in der Stadt auswirkt. Auf Grundlage dieser Erkenntnisse ist es sinnvoll, „fourth nature“ stets so gut wie möglich in die landschaftsarchitektonische Gestaltung eines Ortes miteinzubeziehen, anstatt sie zu entfernen und neue Pflanzen zu setzen. Darüber hinaus ist es sinnvoll, die Zeit der Planung zu nutzen, um den Boden vor Ort bereits aufzubrechen und Vegetation entwickeln zu lassen. Diese sollte mit in das Design integriert werden. Auch können Bäume von Orten mit „fourth nature“, die nicht erhalten werden können, umgepflanzt und als Straßenbäume verwendet werden. Schließlich ist die Einrichtung von mehr städtischen Naturerlebnisräumen für Kinder und Erwachsene essenziell, um den Kontakt zwischen Menschen und biodiverser städtischer Natur zu fördern.

Grafik und Text: Florian Opitz