Wochenbericht 22. - 28. März 2021
Don’t put all your eggs in one basket! Setze nicht alles auf eine Karte! Eines der Hauptzielsetzungen der Permakultur ist es, eine möglichst hohe Diversität an Pflanzen und Tieren zu etablieren, die ein eigenes Ökosystem bilden und Verluste durch eine große Artenvielfalt abfedern.
So begannen auch wir mit neuen Themen und Workshops in die zweite Woche und legten den Fokus nun auf die Produkte und Verarbeitungsmöglichkeiten der Pflanzen, die wir letzte Woche kennen gelernt haben. Aus frisch geerntetem Citronellgras (nicht zu verwechseln mit dem verwandten Zitronengras) destillierten wir in einem aufwendigen Prozess das in der Pflanze enthaltene Öl. Dafür wird das Gras zusammen mit Wasser in einem großen zylindrischen Kessel über einem Feuer erhitzt, sodass der Wasserdampf das Öl aus den Gräsern löst. Der Wasserdampf steigt auf und wird in ein senkrecht stehendes Rohr geleitet, welches ständig gekühlt wird und in dem der Wasserdampf kondensiert. Das Kondensat fließt von dort in einen Glaskolben, in dem sich das Öl über dem Wasser absetzt und abgeschöpft werden kann. Das Hauptprodukte des Ghana Permaculture Instituts ist aber die Herstellung von Öl aus Moringasamen, die unter großem Druck und Hitze in einer Maschine gepresst werden. Als Restprodukt bleibt neben der Moringabutter der Moringa-Cake übrig, den wir im Rahmen des Moduls „Healthy soil“ in Wasser lösten und als Dünger für Pflanzen benutzen können. Um die Gesundheit der Pflanzen zu gewährleisten, ist außerdem der Integrierte Pflanzenschutz (IPM) maßgeblich, der auf chemische Dünger und Pestizide verzichtet und auf gesunden Boden, den Erhalt der natürlichen Feinde von Pflanzenschädlingen und eine optimale Mischung der Pflanzen setzt.
Ein weiteres Modul, das vor allem für den Beginn des Agroforestry-Projektes in Larabanga sehr wichtig sein wird, beschäftigte sich mit der Analyse und Planung von Ackerland. Dr. Paul besprach mit uns am Vorbild des Ghana Permaculture Instituts, wie der Prozess der Analyse aussehen kann und welche Elemente in der Vorplanung bedacht werden sollten. Dazu gehören die „Site components“ (z.B. Topographie, Klima, Wasserverfügbarkeit), die „Social components“ (Kultur, Anwohner, Besitzverhältnisse), die „Energy components“ (Energiequelle, Anbindung, Materialquelle) und „Abstract components“ wie Zeitplan, Datenverarbeitung und ethischen Grundlagen. Ein weiterer Teil der Planung beschäftigt sich mit Sektoren, in die ein Grundstück aufgeteilt wird und die unter anderem auf äußere Faktoren wie Richtung der Sonneneinstrahlung, Windrichtung, Feuer- oder Wildkorridore abgestimmt werden.
Wochenprogramm: Oil-Distillation // Healthy soil // Natural patterns & Permaculture design // Climate and Microclimate // Mushroom spawn production // Integrated Pest Management // Water system
Destillation center
Ölgewinnung aus Moringasamen
Jeans Pilzfarm
Wasserversorgungssystem Ghana Permaculture Instituts (GPI)
Die Versorgung mit Wasser nahm in der Planung des GPI-Geländes eine zentrale Rolle ein. Denn nicht nur für die Landwirtschaft wird Wasser benötigt wird sondern auch für die Versorgung der Angestellten und Gäste sowie in der Herstellung von pflanzlichen Ölen ist Wasser unabdingbar. Das Wasserversorgungssystem wird durch Regen- und Grundwasser gespeist und lässt sich in drei verschiedene Teilsysteme gliedern, die im Folgenden beschrieben werden.
1. Auffangen von Oberflächenwasser nach Regenfällen
Das gesamte Geländes des Instituts ist am Hang eines Hügels gelegen und von Osten nach Westen geneigt; es liegt knapp unterhalb des höchsten Punktes der Erhebung. Um Regenwasser vom oberen Teil der parallel zum Gelände verlaufenden Straße aufzufangen, wurde eine Umleitung des Straßengrabens konzipiert. Auf diese Weise wird das Wasser von der Straße mit dem Regenwasser, das auf dem Institutsgelände gefallen ist, zusammen geführt und in drei Dämme geleitet. Dort versickert das Wasser und speist das lokale Grundwasser. Um Erosion zu vermindern, wurden an stark geneigten Stellen dichte Reihen aus Vetiver-Gras (Vetiveria zizanioides) gepflanzt, dessen dichtes und tiefes Wurzelwerk den Boden festigt.
2. „Ernte“ von Regenwasser auf den Dachflächen
Die meisten Gebäude besitzen großflächige Dächer mit umlaufender Regenrinnen. Bei Regenfällen wird das Wasser vom Dach in einen großen, jeweils neben dem Gebäude stehenden oberirdische Polytank geleitet. Dieser ist durch ein Rohr mit der Regenrinne verbunden und besitz einen Wasserhahn, um das Wasser zum Duschen, Händewaschen oder Kochen abzufüllen. Um zu verhindern, dass Schmutz oder Tiere in den Tank gelangen, ist über der Öffnung auf der Oberseite des Tanks ein engmaschiges Netz gespannt. Zudem werden die Polytanks alle drei Monate von innen gesäubert.
Versickerungsgrube
Polytank
Verschlossener Wasserhahn
3. Wasser aus dem Brunnen
Am unteren westlichen Rand des Institutsgeländes wurde 2018 ein Brunnen gebohrt, sodass die bisherige Wasserversorgung in der Trockenzeit durch Wassertransporte mit Tanklastern nicht mehr nötig ist. Das Wasser wird mithilfe einer leistungsstarken Pumpe gefördert, die zur Zeit mit einem Diesel-Stromgenerator betrieben wird (soll auf Solarstrom umgestellt werden). Der Brunnen ist über vergrabenen Rohre mit zwei großen Polytanks verbunden: Der eine Polytank (Tank 1) steht etwa in der Mitte des Institutsgeländes oberhalb der Baumschule, der andere (Tank 2) an der höchsten Stelle im Osten des Geländes. Durch den Druck der Brunnenpumpe gelangt das Wasser über die Rohrleitungen zu beiden Tanks. Zur Versorgung der Baumschule kann Tank 1 mit einem Gartenschlauch angezapft werden. Durch seine Lage oberhalb der Baumschule reicht der Wasserdruck aus, um die Pflanzen optimal gießen zu können. Tank 2 ist an ein komplexes Rohrsystem angebunden, das Wasser über das ganze Gelände an mehrere Zapfstellen verteilt. Diese sind, so wie die meisten Polytanks, mit einer Vorrichtung verschlossen, sodass das Wasser nur von befugten Personen entnommen werden kann. Der Wasserdruck ist durch den Höhenunterschied an allen Zapfstellen relativ hoch.
Erhöhtstehender Polytank
Pumpenhäuschen
Zapfstelle und Vetiver-Gras
Buabeng-Fiema - Affenschutzreservat
Eine gute halbe Stunde Autofahrt vom Ghana Permaculture Institut entfernt über bucklige, unbefestigte Straßen nach Nordosten liegt das Affenschutzreservat Buabang-Fiema. Eine seit 160 Jahren bestehend religiöse Tradition verbietet es in den beiden Dörfern Buabeng und Fiema, die Affen zu jagen, da diese unter dem Schutz der Gottheit Abodwo stehen. So leben die dort heimischen Weißbart Stummelaffen (Colobus polycomos) und die seltenen Monameerkatzen (Cercopithecus mona mona), die nur zwischen Ghana und Kamerun vorkommen, unbeeinträchtigt in dem 80 Hektar umfassenden Waldstück. Auch im Dorf werden die Affen geduldet, da der Glaube besteht, dass alles, was man den Affen antut, irgendwann auch einem selbst wiederfahren wird.
Monameerkatze
Cercopithecus mona mona
Weißbart Stummelaffe
Colobus polycomos
Als der Glaube an die Naturgottheiten in den 60er Jahren ins Wanken geriet, ist es einer initiative der Bevölkerung zu verdanken, dass die zu dieser Zeit einsetzende Jagd auf die Affen unterbunden wurde, indem die Affen und der Wald mit seinem alten Baumbestand unter staatlichen Schutz gestellt wurde. Von der Wildhüterstation in Buabeng wird eine geführte Tour durch den Wald angeboten, bei der man die Affen beobachten kann. Dabei können die Monameerkatzen mit Erdnüssen gefüttert werden, die diese ohne Scheu aus der Hand oder auf der eigenen Schulter sitzend greifen. Etwas Vorsicht ist aber geboten, da die Meerkatzen sehr schlau sind und alles essbare geschickt aus den Taschen stehlen können.
Cashew (Anacardium occidentale) - Pflanze der Woche
Cashewbaum
Eiförmiges, ledriges Blatt
Cashewapfel mit Cashewkern